Der „Heilige Gral“ im Tee

Ist Tee wirklich gesund? Jedenfalls ist er kein Medikament. Teeblätter enthalten aber den Wirkstoff EGCG, der unter anderem gegen Gefäßerkrankungen sowie Alzheimer und Parkinson eingesetzt wird.

Tee regt an, aber nicht auf, sagt man so schön. Allein deswegen muss das aromatische Getränk doch einfach der Gesundheit zuträglich sein! Entsprechend riesig ist das Angebot in den Regalen der Drogerien und Apotheken.

Aber Vorsicht: Nicht alles, worüber man heißes Wasser gießt, gilt als Tee. Kräuter- und Früchtetees etwa werden laut Gesetz als „teeähnliche Erzeugnisse“ definiert.

Nur wenn die Blätter vom Teestrauch Camellia sinensis stammen, handelt es sich wirklich um Tee, egal ob Schwarz oder Grün.

Tee verbreitet Gemütlichkeit und hilft bei der Bewältigung von Stresssituationen. Das Getränk ist ungezuckert zudem kalorienfrei. Teetrinkern wird gemeinhin ein gesünderer Lebensstil nachgesagt. Ob Tee aber Krankheiten entgegenwirkt, das wird weltweit erforscht.

Das Problem ist die Dosis

„Die Beweislage ist schwierig“, so Dr. Mario Lorenz, Molekularbiologe am Kardiologischen Forschungslabor der Berliner Charité. Hier wurde gerade erneut eine Studie abgeschlossen, deren Ergebnisse in einigen Wochen verkündet werden.

Schlagzeilen wie „Medikament gegen Krebs gefunden“ steht Lorenz sehr skeptisch gegenüber. „Schon deshalb, weil Tee wie alle anderen Substanzen vom Unterschied zwischen Zellexperiment, Tierexperiment und Humanstudien betroffen ist.“

So würden bei Zell- und Tierversuchen hohe Dosen an Tee- und Teeinhaltsstoffen verabreicht. „Beim Menschen wird die Sachlage wesentlich komplexer“, sagt Lorenz. „Die Dosen, die man beim Tierversuch erfolgreich verwendet, erreicht man in der Regel im Blut oder im Plasma nicht.“

Optimistischer als bei Krebs zeigt sich Lorenz im neurologischen Bereich. Pathologische Vergrößerungen des Herzens konnte man mit Grüne-Tee-Kapseln bekämpfen. Überhaupt sei ein Trend erkennbar, mit Kapseln, also mit konzentrierten Stoffen, zu arbeiten: „Weil man so viele Liter, die nötig wären, gar nicht trinken kann.“

Der „Heilige Gral“ im Tee

Der Stoff, dem der Tee auch seinen bitteren Geschmack verdankt, heißt Epigallocatechingallat, kurz EGCG. Für Lorenz ist EGCG der „Heilige Gral“, sprich der wirksamste Stoff im Tee.

Hoffnung in die Wirkung setzt der Forscher bei MS (Multiple Sklerose), mehr noch bei Alzheimer und Parkinson. „Hier spielen Proteinverklumpungen eine große Rolle. Wenn man ihnen im Reagenzglas EGCG zusetzt, wird die Neubildung der Verklumpungen verhindert, bereits gebildete schädliche Fibrillen werden sogar wieder aufgelöst.“

Im Bereich Herz-Kreislauf ließe sich mittlerweile sagen, dass Tee die Elastizität der Gefäße verbessere sowie das LDL, das „böse Cholesterin“, im Blut mindere. Langfristig senke das Koffein im Tee außerdem den Blutdruck.

Stoffwechsel, Gewichtsreduktion und Anwendungen für die Haut seien weitere Felder, auf denen seit einigen Jahren Humanstudien durchgeführt würden.

Zuviel Tee birgt einige Risiken

Generell gilt: Tee ist kein Medikament. „Es kann vielleicht, etwa in der Krebstherapie, Medikamente unterstützen.“ Beim Teegenuss gibt es sogar einige Risiken. Bei Schwangeren etwa, weil Tee Eisen entzieht. Und: „Wer Probleme mit der Leber hat, sollte ebenfalls nicht allzu viel Tee trinken“, meint Mario Lorenz.

 

Welt.de vom 26.04.2017
https://www.welt.de/sonderthemen/tee/article164022561/Wie-Tee-dem-boesen-Cholesterin-entgegenwirken-kann.html

 

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Grüner Tee gegen Multiple Sklerose

Grüner Tee könnte eine neue Therapieoption für Patienten mit Multipler Sklerose liefern. Das EGCG bremst offensichtlich den chronischen Entzündung-sprozess im zentralen Nervensystem, der für die Erkrankung typisch ist.

Verantwortlich für die erhofften positiven Effekte des grünen Tees ist die Substanz Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG), ein Naturstoff aus der Gruppe der so genannten Flavanoide. Er ist in geringerer Menge auch in schwarzem Tee enthalten. EGCG kann offensichtlich sowohl ein fehlgeleitetes Immunsystem drosseln als auch die Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen des Immunsystems schützen. Das fanden Wissenschaftler um Professor Frauke Zipp vom Institut für Neuroimmunologie der Charité in Berlin jetzt heraus. Sie überprüften die Wirksamkeit der Substanz im Tierversuch und in Kulturen von menschlichen Immun- und Nervenzellen. „Wir haben mit EGCG erstmals eine Substanz gefunden, die oral verabreicht über unabhängige immunmodulatorische und nervenzellschützende Eigenschaften verfügt”, erklärt Dr. Orhan Aktas, der die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Timour Prozorovski durchführte. „Somit scheint EGCG die zerstörerischen Krankheitsprozesse der Multiplen Sklerose von zwei Seiten anzugreifen. Darüber hinaus hat die Substanz den Vorteil, dass sie wahrscheinlich kaum Nebenwirkungen verursacht.“

Studien am Patienten geplant

Aktas, Prozorovski und ihre Kollegen wiesen nach, dass EGCG in das Wachstum aktivierter Immunzellen, der so genannten T-Lymphozyten, eingreift und die Expansion dieser Zellen hemmt. Gleichzeitig kann EGCG die Nervenzellen vor verschiedenen schädlichen Substanzen schützen, die das Immunsystem freisetzt. „Die Ergebnisse sind viel versprechend, zumal die Therapieerfolge mit den bisher bekannten Behandlungsmöglichkeiten vergleichsweise bescheiden ausfallen. Unsere Versuche haben gezeigt, dass EGCG auch bei bereits erkrankten Tieren wirkt. Dies entspricht der Behandlungssituation bei Patienten, die sich nach dem ersten Schub einer Multiplen Sklerose bei ihrem Arzt vorstellen“, erläutert Aktas. Als nächstes planen die Wissenschaftler Studien, die untersuchen sollen, ob eine Behandlung mit EGCG bei Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose wirksam und sicher ist. „Wenn diese Studien positiv ausfallen, steht mit EGCG vielleicht bald eine neue Therapie für Patienten mit Multipler Sklerose zur Verfügung“, hofft Aktas.

Abwehrsystem attackiert Nervenzellen

Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems, die meist im frühen Erwachsenenalter beginnt und ganz unterschiedlich verlaufen kann. Wissenschaftler gehen von einer fehlgeleiteten Immunreaktion aus, bei der das Abwehrsystem die eigenen Nervenzellen attackiert. Die Beschwerden sind vielfältig und können schubförmig auftreten. Häufig leiden die Betroffenen unter Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen sowie Sprach- und Gleichgewichtsstörungen. Im weiteren Verlauf können außerdem Lähmungen von Armen und Beinen sowie Störungen der Blasenfunktion auftreten.

 

Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stand 16.12.2013
http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/1053.php

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Green Tea May Prevent Alzheimer’s Disease, Say Four New Studies

Could something as simple as drinking green tea protect you from developing Alzheimer’s? A host of new studies have looked at various aspects of how green tea affects the brain, and concluded yes.

Writing in the University of Michigan’s NeuroHealth blog last week, prominent neurologist Henry L. Paulson, MD describes the powerful properties of EGCG (official name: epigallocatechin-3-gallate), a flavonoid in green tea. EGCG, Paulson says, appears to protect the brain from the accumulation of amyloid plaques that scientists believe cause the brain deterioration associated with Alzheimer’s Disease. Paulson describes new research published in the Proceedings of the National Academy of Sciences by Chinese scientist Mi Hee Lim and her team that shows EGCG binds to beta-amyloid, the protein that forms into amyloid plaques, and changes it to prevent that from happening.

In a closely timed and related study published in the Journal of Biological Chemistry, A team of British researchers at the University of Leeds added green tea extract and resveratrol, an extract from red wine (See my recent reporting on resveratrol and weight loss here), to balls of amyloid protein and found that the bioflavonoids prevented the plaques from sticking to nerve cells. All of this research, and more, is described in the June 2013 issue of the Tufts University Health & Nutrition Letter, which appeared in my in-box recently. In a fascinating article titled Green Tea Protects Brain Cells, the editors describe four new studies showing that “green tea may someday be a potent weapon in the fight against Alzheimer’s disease and other forms of dementia.”

To my mind, the most interesting study of those described was published last August in the European Journal of Clinical Nutrition. Unlike most of the current crop of green tea studies, this one was done in humans, albeit just 12 of them. (And it was double blinded and placebo-controlled.) Most importantly, it’s the first study to use MRI technology to actually look at people’s brains to see the effect EGCG might have. Participants were given a beverage to drink after which they performed a memory-stimulating task while researchers monitored their brain function. Two different doses of green tea were tested against a placebo drink that contained no green tea. In those who had received green tea extract, the researchers observed increased activity in the dorsolateral prefontal cortex, which is an area of the brain responsible for processing working memory. They also noted a dose-response, meaning there was an even greater increase in brain activity at the higher dosage of green tea, which backs up the cause and effect relationship.

When it comes to green tea, there really isn’t much of a downside to argue about. No one has ever shown green tea to be harmful to health, and studies have also shown it to be protective against breast cancer and possibly other conditions such as Parkinson’s. I’m guessing the researchers who performed these studies are pouring themselves cups of green tea right now, and I’m about to do the same.

 

Forbes Magazine, 30.06.2013
http://www.forbes.com/sites/melaniehaiken/2013/06/30/green-tea-may-prevent-alzheimers-say-four-new-studies/

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Wie grüner Tee das Krebswachstum hemmt

Andockstelle für Antioxidans-Molekül

Aus Tierversuchen weiß man, dass Aufgüsse von grünem Tee in einer ganzen Reihe von Organen die Krebsentstehung hemmen. Dieser Effekt wird vor allem auf die in den Blättern enthaltenen Polyphenole, besonders auf das Polyphenol EGCG zurückgeführt, das ein starkes Antioxidans ist. Nun haben Forscher der Kyushu University in Fukuoka in Japan entdeckt, wie EGCG diese Wirkung entfaltet: Das Polyphenol bindet an den sogenannten Laminin-Rezeptor auf der Oberfläche von Krebszellen und löst so im Zellinneren eine Kette von wachstumshemmenden Reaktionen aus. Bereits eine EGCG-Konzentration, wie sie im menschlichen Körper nach dem Genuss von zwei bis drei Tassen grünem Tee erreicht ist, genügte, um das Wachstum von Lungenkrebszellen um den Faktor 100 zu drosseln. Erst im vergangenen Sommer hatten Forscher aus Pennsylvania gezeigt, dass bestimmte Krebszellen übermässig Laminin-Rezeptoren produzieren. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Tumorinvasion und der Metastasenbildung. Die Bindung von EGCG an den Laminin-Rezeptor ist aber nicht nur für die Krebsforschung interessant: Auch BSE-Prionen docken an diesen Rezeptortyp an.

Quelle: Nature Structural and Molecular Biology, Online- Publikation vom 14. März 2004 (doi:10.038/nsmb743).

 

Neue Zürcher Zeitung, 24. März 2013
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article9HIOJ-1.232120

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Grüner Tee: Der Zauberstoff

Ist grüner Tee eine Wunderwaffe? Krebs, Alzheimer, hoher Blutzucker oder Entzündungen: EGCG, der Wirkstoff in Grüntee, gilt als Zaubermittel gegen viele Leiden.

GunPowder, Temple of Heaven, Morgentau, Gyokuro – für viele Grünteefans ein Muss. Die Sorten sorgen nicht nur für einen Hauch belebender Exotik in der Teetasse. Grüner Tee, so das jahrtausendealte Image des traditionellen Getränks, kann allerlei Leiden heilen. Alzheimer, Multiple Sklerose, Darm- und Prostatakrebs oder Diabetes sind nur einige der Krankheiten, bei denen Grüntee hilfreich sein soll – sogar beim Abnehmen soll der Sud helfen.

Ein aktuelles Mäuse-Experiment etwa lässt aufhorchen, denn das Ergebnis von US-Forschern legt nahe: Weniger als zwei Tassen grüner Tee – zum Essen getrunken – könnten genügen, um den Blutzuckeranstieg nach einer stärkehaltigen Mahlzeit (also reich an Nudeln, Kartoffeln oder Getreide) zu halbieren. Zuständig für diese Wirkung ist eine Substanz namens Epigallocatechingallat, kurz EGCG, welche die Stärkespaltung hemmt. Auf diese Weise erhöht sich der Blutzucker nach dem Essen langsamer. Insbesondere für die Gefäßgesundheit wäre der Effekt von Vorteil.

Für viele Forscher ist EGCG geradezu ein Zauberstoff, auf dem viele positive Wirkungen dieser Art beruhen. Auch Werner Hunstein, einst überzeugter Schulmediziner und Gegner alternativer Medizin sowie Facharzt für Blutkrankheiten, ließ sich von der Wirkung von EGCG überzeugen: Seit 2001 litt der damals 72-Jährige an einer seltenen leukämieähnlichen Blutkrankheit, einer speziellen Form der sogenannten Amyloidose. Bei dieser Erkrankung bilden sich zwischen den Zellen unlösliche Eiweißklumpen in Form kleiner Fasern, Amyloidfibrillen genannt. Diese lagern sich in wichtigen Organen ab, wodurch deren Funktion zunehmend gestört wird.

Zwei Liter Grüntee täglich

Bei Hunstein waren Herz und Nieren besonders stark betroffen. 2005 hatte er den Tod vor Augen. Die bei dieser Krankheit übliche Chemotherapie war für ihn die Hölle, und der erhoffte therapeutische Durchbruch blieb aus. Zufälligerweise hörte er von einem Vortrag des Molekularbiologen Erich Wanker vom Max-Delbrück-Zentrum in Berlin. Das Thema: Die Wirkung von EGCG aus Grüntee auf Amyloidfibrillen. Ein ehemaliger Mitarbeiter Hunsteins hatte den Vortrag gehört und legte ihm anschließend nahe, viel grünen Tee zu trinken.

Wankers wissenschaftliche Daten weckten einen Hoffnungsschimmer bei Hunstein, und so ließ er sich auf einen Selbstversuch ein. Fortan trank er täglich bis zu zwei Liter grünen Tee. Mit der Zeit verbesserte sich sein Zustand derart, dass er 2007 schließlich einen Artikel zu seinem Selbstversuch im renommierten Medizinjournal „Blood“ veröffentlichte. Darin forderte er mehr wissenschaftliche Studien zu EGCG, um diesen Einzelerfolg auch wissenschaftlich bestätigen zu können. Hunstein starb Anfang dieses Jahres im Alter von 83 Jahren und war bis zuletzt davon überzeugt, dass der Wirkstoff im grünen Tee bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen helfen könnte.

Ergebnisse der Grundlagenforschung sind vielversprechend

Während die Forschung zu EGCG in vielen Bereichen noch am Anfang steht, liegen nach einer Studie in Heidelberg schon erste Ergebnisse vor. Untersucht wurden 19 schwerkranke Patienten, die an einer Amyloidose des Herzens leiden. Einen allzu großen Effekt konnten die Forscher aber bisher nicht beobachten – die Verdickungen an der Herzscheidewand der Patienten nahmen um zehn Prozent ab. „Wir hatten uns mehr Erfolg erhofft, möglicherweise ist die EGCG-Konzentration zu gering“, sagt der Heidelberger Kardiologe Arnt Kristen. Die Teilnehmer hatten täglich etwa 500 Milligramm Grüntee-Extrakt geschluckt, also etwas weniger als Hunstein täglich zu sich nahm. „Zumindest trat aber keine Verschlechterung der Amyloidose auf. Das ist auch schon ein Erfolg.“

Zahlreiche Arbeiten aus der Grundlagenforschung, also vor allem in Experimenten mit Zellkulturen, haben in den vergangenen Jahren ermutigende Ergebnisse zum Grüntee-Extrakt geliefert. So haben Forscher vor ein paar Jahren etwa Hinweise darauf entdeckt, dass EGCG entzündungshemmend wirkt und ein fehlgeleitetes Immunsystem drosseln könnte. Außerdem schützt es Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen des Immunsystems und vor hochaggressiven Sauerstoffverbindungen. Auch im Hinblick auf Krebs könnte Grüntee-Extrakt positiv sein: EGCG scheint Schäden an der Erbsubstanz zu verhindern und die Bildung von Blutgefäßen zu hemmen. Dieser als Angiogenese bezeichnete Vorgang ist für das Tumorwachstum wichtig.

Alzheimer-Medikament in der Teekanne?

Basierend auf Wankers Ergebnissen untersuchen Forscher der Charité Berlin derzeit etwa, ob EGCG auch im menschlichen Organismus in der Lage ist, die Bildung der krankmachenden Amyloidfibrillen bei Alzheimer und des Huntington-Proteins zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu stoppen. Zwei weitere klinische Studien zur Wirkung von EGCG bei Multipler Sklerose (MS) laufen im klinischen Forschungszentrum des Exzellenzclusters NeuroCure.

Auch Thomas Seufferlein vom Universitätsklinikum Ulm widmet seine Aufmerksamkeit der Wirkung von EGCG auf die Bildung von Darmpolypen, die entarten können und dann zu Darmkrebs werden. Rund 4000 Probanden lassen im Laufe von sechs Jahren ihren Darm auf Polypen inspizieren, nachdem zuvor bei ihnen Darmpolypen entfernt wurden. Was einmal kommt, wächst gerne erneut. Können täglich zwei Kapseln EGCG – was etwa sechs Tassen Grüntee entspricht – dies verhindern? Ein spezielles Mausmodell hatte entsprechende Hinweise geliefert. Sollte sich bestätigen, dass Grüntee-Extrakt das Polypenwachstum hemmt, dann könnten Patienten, die bereits einen Darmpolypen hatten, künftig vorbeugend EGCG schlucken.

Aber erst einmal heißt es abwarten und Tee trinken – am besten Grüntee.

 

SPIEGEL ONLINE, 07.12.2012
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/gruener-tee-wie-der-wirkstoff-ecgc-die-gesundheit-foerdert-a-869518.html

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Drinking green tea may help protect against cancer of the digestive system, study says

Green tea may help protect against cancer of the digestive system

THE QUESTION Lab studies have indicated that components of tea could have cancer-fighting capabilities. Might this translate to fewer cases of cancer among those who regularly drink tea, especially green tea?

THIS STUDY analyzed data on 69,310 women, middle-aged and older, who were cancer-free at the start of the study and rarely if ever smoked or drank alcohol. About 28 percent of them drank tea, mostly green tea, three or more times a week. In an 11-year span, 1,255 women developed stomach, esophageal, colorectal, liver, pancreatic or gallbladder/bile duct cancer. Regular tea drinkers were 14 percent less likely to have developed a digestive cancer than were those who never drank tea. Risk fell as tea consumption increased. Those who drank two to three cups of tea daily were 21 percent less likely to have a digestive cancer than non-tea-drinkers. Also, the longer tea-drinking had been a regular habit, the lower the women’s risk, especially for colorectal, stomach and esophageal cancers. Women who had been regular tea-drinkers for 20 years or more were 27 percent less likely to have developed a digestive cancer.

WHO MAY BE AFFECTED? Women who drink tea. Researchers believe the polyphenol compounds in tea, which are antioxidants, are key to its possible effect on cancer. Green tea is thought to be especially beneficial.

CAVEATS The study included only women; whether the finding applies to men remains unclear. Whether tea consumption might affect other types of cancer was not tested. Some of the data came from the women’s responses on questionnaires. All of the women lived in China; whether other aspects of their diet may have affected the results is not known.

FIND THIS STUDY November issue of the American Journal of Clinical Nutrition.

 

Washington Post, 12.11.2012
http://www.washingtonpost.com/national/health-science/drinking-green-tea-may-help-protect-against-cancer-of-the-digestive-system-study-says/2012/11/12/f63e01ee-6a24-11e1-acc6-32fefc7ccd67_story.html

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Komponenten im grünen Tee mögliche Therapieoption gegen Krebs

Glasgow – Ein Polyphenolstoff aus dem grünen Tee wirkt dem Wachstum von Tumoren entgegen und ist möglicherweise eine Basis für neue Therapieoptionen. Das haben Wissenschaftler der schottischen University of Strathclyde in Glasgow untersucht – allerdings bislang nur im Mausmodell. Ihre neue Studie erscheint im Fachjournal Nanomedicine (doi: 10.2217/nnm.12.83).

Wie die Autoren berichten handelt es sich bei dem Stoff um das sogenannte Epigallocatechingallat, kurz EGCG. Es macht etwa ein Drittel der Trockenmasse des grünen Tees aus und wird für viele gesundheitsfördernde Eigenschaften des Tees verantwortlich gemacht. Neben einer antiinflammatorischen und anderen Wirkungen soll dieses Antioxidans vor allem die Angiogenese beeinflussen, einen Prozess der beim Tumorwachstum eine wichtige Rolle spielt.

Obwohl die potenziell antitumoröse Eigenschaft des EGCG schon bekannt war, scheiterten die Therapieversuche laut den Wissenschaftlern meist daran, dass der Stoff über eine übliche intravenöse Applikation den Ort des Tumors meist nicht in ausreichender Konzentration erreichte. Doch die Autoren aus Glasgow unter der Leitung von Christine Dufès schafften es das Catechin-Derivat so zu verpacken, dass es am Tumorgewebe wirksam werden konnte.

Mit Hilfe von Vesikeln, die normalerweise das Plasmaprotein Transferrin transportieren, erreichte EGCG die Krebszellen von Mäusen, die an unterschiedlichen Hauttumoren erkrankt waren. Am Ende der Versuche gelang ihnen mit den Epigallocatechingallat-Vesikeln eine signifikante Tumorsuppression.

So verkleinerte sich die Tumormenge bei rund 40 Prozent der von Epidermoid-Karzinomen oder Melanomen betroffenen Versuchstiere. Weitere zehn Prozent beider Tumorarten stabilisierten sich und wuchsen nicht weiter. Auch überlebten die Mäuse durch die Behandlung länger, im Schnitt lag die verlängerte Lebenszeit im Vergleich zu nicht behandelten Tieren bei 20 Tagen.

Dufès und ihre Kollegen hoffen, dass die Erkenntnisse aus dieser Studie neue Wege in der Therapieentwicklung gegen Krebs weisen können.

 

Ärzteblatt, 23.08.2012
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/51383/Komponenten-im-gruenen-Tee-moegliche-Therapieoption-gegen-Krebs

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Mit grünem Tee Darmkrebs vorbeugen?

Kann grüner Tee Darmkrebs vorbeugen? Um diese Frage zu beantworten, startet am 26. September unter Federführung der Universitäten Halle und Ulm eine Langzeitstudie. 3.000 Menschen nehmen über Jahre daran teil.

Es sei die bislang größte Untersuchung dazu weltweit, so Professor Thomas Seufferlein, Studienleiter und Direktor der Klinik für Innere Medizin des Universitätsklinikums Halle. Geprüft wird die Wirkung von grünem Tee auf die Entstehung von Polypen im Darm, der möglichen Vorstufe von Darmkrebs. 30 medizinische Praxen und Kliniken nehmen teil

Die Deutsche Krebshilfe in Bonn finanziert das komplette Projekt mit 2,1 Millionen Euro aus Spendengeldern. „Im Interesse der Betroffenen müssen wir alle Möglichkeiten zur Krebsvorsorge ausschöpfen. Dazu gehören auch Naturheilverfahren“, sagt Christiana Tschoepe, Pressereferentin der Deutschen Krebshilfe.

Die Aufnahme der Probanden in die Studien laufe über drei Jahre, da sie aber gestaffelt teilnähmen, seien die letzten erst sechs Jahre nach Studienstart fertig, so Seufferlein. Die Teilnehmer kommen aus 30 großen medizinischen Praxen und Kliniken aus ganz Deutschland. Sie haben ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Die Forscher wollen auch herausfinden, ob bei Patienten, denen Polypen entfernt wurden, mit Hilfe von grünem Tee eine Neubildung vermieden werden kann.

Pflanzenhormon hemmt Brust- und Prostatakrebs

„Aus verschiedenen Forschungsarbeiten ist bekannt, dass EGCG die Entstehung von Tumoren der Prostata, Brust und Gebärmutter hemmt“, sagt Seufferlein. Weil es einfacher ist, werden bei der Studie Grüntee-Kapseln verwendet – zwei Stück täglich für jeden Teilnehmer.“ Das entspricht etwa 5 bis 10 Tassen Tee, je nach Zubereitungsweise“, sagt Professor Julia Stingl, Studienleiterin und Ärztin für klinische Pharmakologie der Universität Ulm. Der Extrakt in den Kapseln enthält bis auf das entzogene Koffein alle wirksamen Bestandteile des grünen Tees.

Alle vier Monate erfolgt eine Blutuntersuchung

Eine Probanden-Gruppe erhält Grüntee-Kapseln, die andere Placebo-Kapseln. Weder Teilnehmer noch Wissenschaftler wissen, wer tatsächlich die „richtigen“ Kapseln nimmt. „Damit ist eine objektive Beurteilung möglich“, so Stingl. Alle vier Monate werde den Probanden Blut abgenommen, um ihre Leber- und Blutwerte zu kontrollieren. Zudem werden sie befragt, ob sie zusätzlich grünen Tee getrunken oder andere Medikamente bekommen haben. Mit einer Darmspiegelung wird nach drei Jahren bei jedem Teilnehmer geprüft, ob und wie viele neue Polypen sich gebildet haben.

Beide Studienleiter sind sich einig: Auch wenn grüner Tee die Entwicklung von Polypen hemmt, sei es eher unwahrscheinlich, dass Europäer davon bis zu zehn Tassen täglich trinken. Schon heute sind Kapseln mit Grüntee-Extrakt im Handel erhältlich. „Im Falle eines wissenschaftlichen Wirknachweises wäre eine Ergänzung der Ernährung durch Einnahme von Extrakt in Kapselform durchaus möglich und auch erschwinglich“, sagt Stingl.

 

Ärzte Zeitung, 26.09.2011
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/kolorektales-karzinom/article/671610/gruenem-tee-darmkrebs-vorbeugen.html

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Ist grüner Tee die künftige Waffe gegen Krebs?

Dass grüner Tee gesund ist, darüber sind sich die Experten mittlerweile einig. Aber es gibt kaum Studien, die die heilsame Wirkung wissenschaftlich bestätigen. Das soll sich jetzt ändern: Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Halle prüfen jetzt anhand einer Langzeitstudie, ob das beliebte Getränk tatsächlich Darmkrebs vorbeugen kann.

Es ist die bislang größte Untersuchung dazu weltweit. Konkret soll getestet werden, inwiefern sich die Wirkung von grünem Tee auf die Entstehung von Polypen im Darm auswirkt – der möglichen Vorstufe von Darmkrebs.

Aber was verleiht dem grünen Tee seine heilsame Kraft?

Grüner Tee enthält neben Bitterstoffen und Koffein das Pflanzenhormon Epigallocatechin-3-gallat (EGCG). „Aus verschiedenen Forschungsarbeiten ist bekannt, dass EGCG die Entstehung von Tumoren der Prostata, Brust und Gebärmutter hemmt”, sagt Studienleiter Thomas Seufferlein vom Universitätsklinikum Halle. Während der Studie werden den insgesamt 3000 Probanden Grüntee-Kapseln verabreicht. Das entspricht etwa fünf bis zehn Tassen Tee, je nach Zubereitungsweise. Mit einer Darmspiegelung wird nach drei Jahren bei jedem Teilnehmer geprüft, ob und wie viele neue Polypen sich gebildet haben. Die Studienteilnehmer haben alle ein erhöhtes Darmkrebsrisiko.

Bestätigt sich die Wirksamkeit des Getränks, dann könne man sicher sagen, dass die Inhaltsstoffe von grünem Tee vor Darmkrebs schützen, so die Wissenschaftler.

Die Erfolgsaussichten sind nach Meinung der Forscher günstig. In Japan gab es 2008 eine Pilot-Studie mit 125 Teilnehmern, die zu dem Ergebnis kam, dass nach einem Jahr Einnahme von Grüntee-Extrakt die Anzahl der Darmpolypen zurückging. Aber dieses Ergebnis könne nicht unbedingt auf Europa übertragen werden, weil Menschen in Asien gewohnt seien, sehr viel grünen Tee zu trinken, hieß es.

 

Bild.de, 22.09.2011
http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/gruener-tee/die-waffe-der-zukunft-gegen-krebs-20091572.bild.html

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EGCG in grünem Tee macht giftige Plaques bei Alzheimer unschädlich

Berlin – Die Substanz EGCG (Epigallocatechin-3-gallate) in grünem Tee kann giftige Eiweißablagerungen, wie sie bei der Alzheimerschen Erkrankung auftreten, unschädlich machen. Diese Erkenntnisse gewannen Forscher um Jan Bieschke vom Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Zeitschrift PNAS (doi: 10.1073/pnas.0910723107).

Die Forscher fanden heraus, dass die gefährlichen Eiweißablagerungen in einem mehrstufigen Vorgang durch Proteinfehlfaltung entstehen. Sie sind für die Nervenzellen giftig und initiieren deren Untergang. Proteinfehlfaltung gilt als Ursache für Morbus Alzheimer, Parkinson und Chorea Huntington.

In ihren Versuchen hatten die Wissenschaftler toxische Eiweißablagerungen in Zellen eingebracht, die ein Modell für molekulare Prozesse der Alzheimerschen Erkrankung bilden. Die Zellen zeigten daraufhin einen geringeren Stoffwechsel, außerdem war ihre Zellhülle weniger stabil, beides Anzeichen für eine Schädigung durch die Plaques. Diese Effekte verschwanden nach Behandlung mit EGCG und die Zellen konnten die toxischen Eiweißablagerungen abbauen.

Im Einzelnen zeigte sich, dass die Substanz EGCG zunächst an die giftigen, faserigen Eiweißablagerungen bindet und diese dann in harmlose kugelige Eiweißaggregate umwandelt. Diese können die Nervenzellen abbauen.

Das Besondere bei der Inaktivierung sei, dass die giftigen Eiweißablagerungen nicht aufgelöst, sondern durch EGCG direkt in ungiftige Ablagerungen umgewandelt würden, so die Forscher. Damit können während des Prozesses keine kleineren Bruchstücke der Eiweißablagerungen entstehen. Diese stehen im Verdacht, besonders giftig für Nervenzellen zu sein.

Ärzteblatt, 21.04.2010
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40921/EGCG-in-gruenem-Tee-macht-giftige-Plaques-bei-Alzheimer-unschaedlich

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